Zweijähriger Einsatz bringt Resultate in Ghana
Eigentlich begann das Projekt schon beim Dana Cup 2014. Heute, zwei Jahre später, zeigt sich, dass der beherzte Einsatz der Mannschaftsanführerin der Fortuna Hjørring und Nationalspielerin, Sofie Junge Pedersen, in Ghana sich durchaus gelohnt hat.
Gemeinsam mit der Abteilung des dänischen Sportverband in Mitteljüttland, dem DGI Midtjylland, ist Sofie Junge Pedersen alleingier Primus Motor des Projekts, dass im Norden Ghanas eine Mädchenfußballmannschaft ins Leben gerufen hat. In Ghana wird das Entwicklungsprojekt der NGO YOPP Girls geleitet, deren Ziel die Beteiligung von Mädchen und junge Frauen im Sport zu fördern. Denn bisher gibt für Mädchen in Ghana traditions – und religionsbedingt nur wenig Möglichkeit der sportlichen Freizeitgestaltung. Weiteres Ziel des Förderprogramms ist es auch die soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Mädchen zu unterstützten, was wiederum der ganzen Gesellschaft Ghanas zu Gute kommt. Ins Auswahlkader des YOPP Girls werden nur die besten Fußballspielerinnen der neun teilnehmenden Dörfer am Sportsprojekt berufen, und durch die persönliche Entwicklung werden diese Spielerinnen zum einem Vorbild für die Mädchen in ihrem jeweiligen Heimatdorf. Neben der Teilnahem an verschiedenen Turnieren erhalten die Spielerinnen auch Unterricht in den Fächern Englisch, Mathematik und Gesellschaftskunde. Und eben diese Mannschaft wird auch den Dana Cup unterstützt.
Im Dezember ist die Profispielerin Sofie Junge Pedersen, die jetzt für den FC Rosengård in Malmø, Schweden, spielt, wieder nach Ghana gereist, um sich vor Ort von der erfolgreichen Entwicklung der ghanaischen Nachwuchstalente zu überzeugen.
Der Reisebericht von Sofie an den Dana Cup:
Ghana, Dezember 2015
Ich war vom 2. bis 21. Dezember in Ghana zu Besuch. Unter der Leitung des verantwortlichen Cheftrainers des YOPP Girls, Alhassan, fand vom 11. bis 13. Dezember das Trainingscamp des Auswahlkaders im Dorf Dalun statt, das rund 7.000 Einwohner hat. Dieses Dorf ist nur eins von insgesamt neun Dörfern, die am Förderprogramm des YOPP Girls teilnehmen. Nach Ende des Schulunterrichts sind die 27 Mädchen des Auswahlkaders nach und nach zum Trainingsbeginn um 16 Uhr erschienen. Das erste Training endete um18 Uhr, und obwohl die Mädchen einen langen Schultag hinter sich hatten und teilweise auch eine lange Anfahrt in Kauf genommen hatten, zeigten die Mädchen bei den Übungen vollen Einsatz. Nicht nur freuten sich die Mädchen auf das Trainingscamp, sondern auch unter einander war die Wiedersehensfreude der Mädchen groß. Nach Beendigung des Trainings gingen wir gemeinsam nahegelegene Gemeinschaftszentrum, Dalun Simli Center, das als Unterkunft für Studenten und Voluntären verschiedener NGOs aus der ganzen Welt dient. Hier wurden die Spielerinnen in zwei Schlafsälen mit Stockbetten untergebracht. Den Küchendienst machten die Mädchen unter sich aus und nach einem gemeinsamen Abendessen ging es gleich ins Bett.
Denn am nächsten Morgen stand um 8.00 Uhr schon die zweite Trainingseinheit in Dalun auf dem Programm. Das Thema dieser Trainingseinheit war das Wenden, und das wurde dann beim Passen und Dribbeln eifrig geübt. Nach dem Training ging es zurück ins Dalun Simli Center zum Essen, Schlafen und gemütlichem Beisammensein. Um 15.30 Uhr stand für die Nachwuchstalente eine weitere anderthalbstündige Trainingseinheit auf dem Programm. Nach dem Duschen ging es in einer geschlossener Gruppe von 20 Spielerinnen zum Einkaufen auf den örtlichen Markt. Für den Rückweg vom Markt zum Simli Center nutzten die Mädchen einen „Motorking" - d.h. einem Motorrad mit einem kleinen Anhänger - auf dessen Anhänger sich die 20 Mädchen dicht an dicht zusammengepackt hatten. Nach dem gemeinsamen Abendessen wurde der Abend wieder in gemütlicher Runde verbracht.
Da ich in einer Hütte direkt neben dem Schlafsaal der Spielerinnen untergebracht war, nahm ich regen Anteil am Freizeitgeschehen: Tanzen, Schminken, Musik hören und gemeinsames Chillen. Nur zu sehr fühlte ich mich an die Trainingscamps zurückerinnert, an denen ich selbst teilgenommen habe.
Wieder pünktlich um 8.00 Uhr fing das erste Training des Tages an. Obwohl die Spielerinnen innerhalb der letzten 24 Stunden schon drei Übungseinheiten bewältigt hatten, mobilisierten sie für die letzten anderthalb Stunden ihre letzten Energiereserven, wo das Mittelfeldpressing den Schwerpunkt bildete. Insbesondere beim Ballbesitz, die bei den vorherigen Einheiten intensiv trainiert wurde, waren die technischen Fortschritte der Nachwuchsspielerinnen im Verhältnis zum ersten Training unverkennbar.
Nach dem letzten gemeinsamen Mittagsessen gab es noch eine Abschlussbesprechung. Hier wurden die Spielerinnen nochmals darauf hingewiesen, dass sie als Rollenmodel ihre neuerworbenen Fertigkeiten an die übrigen Spielerinnen in ihrem Heimatdorf weiterleiten sollen. Dies ist ein zentrales Thema in der Zielsetzung des YOPP Girls. Im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor anderthalb Jahren konnte ich den Spielerinnen nochmals ihre deutlichen Fortschritte bestätigen.
Das Gemeinschaftszentrum Dalun Simli Center beherbergt auch den örtlichen Radiosender, und diese einmalige Gelegenheit lies die Auswahlmannschaft nicht entgehen. In einer Live-Sendung berichteten rund zehn der Nachwuchstalente, Cheftrainer Alhassan und ich über das Trainingscamp der YOPP Girls, und schon während der Sendung stand das Handy des Radiosprechers nicht mehr still, denn viele Anrufer wollten sich anscheinend direkt bei den Nachwuchstalenten erkundigen und Fragen zum Fußball stellen. In Zukunft werden wir daher auch verstärkt die Radiosender nutzen, wenn es darum geht der örtlichen Bevölkerung den Nutzen und positive Einfluss des Mädchenfußballs näher zu bringen.
Für die Mannschaft war die Radiosendung der krönende Abschluss des Aufenthalts, bevor sie mit dem Bus die Heimreise in die Dörfer antraten.
Welche Bedeutung es für die Spielerinnen hat, Teil des YOPP Girls zu sein, lässt sich unschwer erkennen. Ihre gemeinsame Freude am Fußball verbindet sie und treibt sie an noch härter zu trainieren und sich stetig weiter zu entwickeln.
Darüberhinaus schafft das Trainingscamp den Spielerinnen auch einen Freiraum vom Alltag, wo die sie oft viele Pflichten bewältigen müssen.
Selbstvertrauen, Gesundheit, Zusammenarbeit und vor allem die Erkenntnis, dass Mädchen genauso Fußball spielen dürfen und können wie die Jungen, gehören zu den wichtigsten Ergebnissen der Aktivitäten des YOPP Girls, und die Auswahlmannschaft ist auch weit über die teilnehmenden Dörfer hinaus bekannt.
Wenn das Team an Turnieren, den sogenannten „Unity Games", teilnimmt, erhält der verantwortliche Mannschaftsleiter, Alhassan, daher auch viele Anfragen von Mädchen, die sich nichts sehnlicher wünschen als ins Fußballprogramm des YOPP Girls aufgenommen zu werden. Schon jetzt ist die Auswahlmannschaft ein wichtiges Vorbild für die Mädchen im Norden Ghanas.
Sofie Junge Pedersen